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Die Schönfärber

Die Schönfärber

Das Buch „Niemand soll hungern, ohne zu frieren“ von Wolfgang Bittner zeigt anhand der historischen Entwicklung auf, wie Machthaber das Volk ruhigzustellen versuchen.

Auch wenn mich der von Wolfgang Bittner gewählte Titel seines vor wenigen Tagen im Verlag „zeitgeist“ erschienenen Buches anfangs etwas irritierte, begriff ich bei der Lektüre recht schnell, dass bereits in der Kürze dieser prägnanten sechs Worte ein ganz wichtiger Teil seiner Botschaft enthalten ist: Es ist die Entlarvung lügnerischer Versprechungen, mit denen die Regierenden überall und zu jeder Zeit versuchen, Schwierigkeiten schönzureden, Probleme zu verschweigen, Tatsachen zu verdrehen, um zu zeigen, dass alles bestens geregelt ist. Das Volk soll so, wenigstens kurzfristig, ruhig gestellt werden, damit man auch die fragwürdigsten Vorhaben durchsetzen kann.

Als in den 1940er-Kriegsjahren beruhigend verkündet wurde, so erzählt es Wolfgang Bittner gleich am Anfang seines Buches, dass niemand hungern müsse und keiner frieren und diese positive Verheißung schnell von der Realität widerlegt wurde, wandelte der Volksmund die falschen Worte schnell zu den im Titel verwendeten um. Lügen haben eben kurze Beine, auch das sagt der Volksmund. Das sollte uns Mut machen, denn so wie es ist, kann und wird es nicht bleiben, eine im Untertitel festgehaltene, notwendige Erkenntnis, die uns Wolfgang Bittner mit auf den Weg gibt.

Wie bereits in seinen früheren Büchern, „Die Eroberung Europas durch die USA“ von 2017, „Der neue West-Ost-Konflikt“, 2019, „Deutschland — verraten und verkauft“, 2021, und „Ausnahmezustand“, 2023, treibt Wolfgang Bittner auch in seinem neuen Buch die Angst vor der immer gefährlicher werdenden Situation im Osten Europas und im Nahen Osten um.

1941 in Gleiwitz geboren, musste er als kleines Kind am eigenen Leib die Ängste von Krieg und Vertreibung erleben und weiß dank der sehr früh eingebrannten Erfahrung viel besser als viele der jetzt mehr und schlimmere Waffen fordernden Politiker, was uns als Ergebnis einer solchen Politik bevorsteht. Denn aufgrund der modernsten Waffentechniken steht die Welt nun, 79 Jahre nach dem Ende des bislang verheerendsten Weltkrieges, unmittelbar vor einer totalen und damit wahrscheinlich letzten, alles Leben vernichtenden Katastrophe.

Die verantwortlichen deutschen Politiker mahnen nicht zur Besonnenheit, engagieren sich nicht für Entspannung, sondern wollen im Gegenteil Deutschland endlich wieder kriegstüchtig machen, wie der für das deutsche Militär verantwortliche Minister Pistorius es unlängst forderte.

Das zeigt, dass es nicht gut aussieht in Deutschland, das einmal ein Land war, in dem einst nicht nur gedichtet, sondern auch gedacht wurde. Denken scheint nicht mehr zeitgemäß — eher ist es das Vergessen, das die Geisteshaltung der die Geschicke lenkenden Politiker bestimmt.

Vergessen sind nicht nur die Abermillionen Toten, das unermessliche Leid und die unvorstellbaren Verwüstungen, die das deutsche Volk aus der letzten Weltkriegskatastrophe zu verantworten hat, vergessen ist auch das uns selbst dadurch widerfahrene Leid. Vergessen ebenfalls, dass das Land, gegen das nun seit Jahren getrommelt und gehetzt wird, vor 34 Jahren die Wiedervereinigung Deutschlands möglich machte und seine Besatzungstruppen aus dem Osten Deutschlands abzog, obwohl die Deutschen 27 Millionen Tote und unglaubliche Zerstörungen hinterlassen hatten.

Mit der Auflösung des östlichen Militärbündnisses kurz darauf war die Möglichkeit einer endlich friedlichen Welt geschaffen, die Feinbilder waren zerschlagen und die Staaten des sogenannten Ostblocks unabhängig geworden. In seinem Buch dokumentiert Wolfgang Bittner auch, unterlegt mit vielen Fakten, warum die Hoffnungen von 1989/90 nur eine kurze Lebensdauer hatten und eine weltfremde Illusion waren. Obwohl eine Ostausdehnung der NATO von namhaften westlichen Politikern ausgeschlossen wurde, warteten die Strategen im Pentagon nicht lange, bis sie die ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten einen nach dem anderen vereinnahmten.

Da die West-Alliierten ihre Zustimmung zur deutschen Wiedervereinigung davon abhängig machten, dass das nun wiedervereinigte Deutschland auch weiterhin auf bestimmte Souveränitätsrechte verzichtet, blieb das geeinte Deutschland, was die westliche Bundesrepublik all die Jahre gewesen war, und wurde kein souveräner Staat. In seinem 1997 erschienenen Buch „Die einzige Weltmacht“ benennt das der einstige US-amerikanische Politikberater Zbigniew Brzeziński klar und deutlich: ein amerikanisches Protektorat und tributpflichtiger Vasall.

Deshalb überbieten sich die führenden Politiker Deutschlands in vorauseilender Ergebenheit bei jedem sich anbietenden Anlass, unterstützt von den Medien, wie das immer wieder in der kritiklosen Unterstützung nahezu aller völkerrechtswidriger Kriege und Aktionen des großen Hegemons, aber auch für jeden einigermaßen Aufmerksamen in der Kommentierung der US-Wahlkämpfe besonders deutlich wird. Somit ist von dieser Art Politik keine Veränderung zu erwarten, zumal auch das vom ersten Generalsekretär der NATO, Lord Ismay, geprägte Leitmotto des NATO-Bündnisses „to keep the Russians out, the Americans in, and the Germans down“ von den deutschen Politikern längst vergessen ist.

All das Vergessene rückt Wolfgang Bittner in seinem Buch „Niemand soll hungern, ohne zu frieren“ nun wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. In 16 Themenbereichen und einer Dokumentation bringt er Wahrheiten ans Licht, die über Jahre immer wieder durch Verschweigen, verstümmelnde Verkürzungen oder ganze Lügen verfälscht wurden. Er benennt die Strukturen der Machtpolitik und wie Kritiker ausgeschaltet und zum Schweigen gebracht wurden und werden. Wir alle haben das gerade in der uns aufgezwungenen Corona-Inszenierung erleben müssen und sollten auf keinen Fall vergessen, wie mit arrangierten Angstkampagnen selbst die unglaublichsten Entscheidungen begründet und warnende Stimmen diskreditiert und zum Schweigen gebracht werden.

Es sieht also nicht gut aus in Deutschland und der Welt. Russland, so ist der Plan, muss zerschlagen werden, damit die unendlichen Ressourcen endlich in die richtigen Hände kommen. Das sieht eine seit über einem Jahrhundert verfolgte Strategie vor und soll nun mit allen Mitteln realisiert werden.

Die Ukraine ist, Brzezińskis Aussage zufolge, das dafür am besten geeignete Instrument, Europa der notwendige Unterstützer und Deutschland als zentrales Land mit den meisten US-Militärstützpunkten die treibende Kraft. Die Frage, welche Folgen es haben wird, einer Atommacht das Messer an die Kehle zu setzen, wird von den Antreibern aber lieber nicht gestellt. Doch bedarf es nur wenig Fantasie, sich das letztendliche Ergebnis vorzustellen.

Das alles benennt Wolfgang Bittner in seinem Buch, doch es sind nicht nur die Angst machenden Szenarien, er findet auch eine Reihe von Hoffnung machenden Aspekten und belegt das mit den entsprechenden informativen Fakten. Ich wünsche mir — und das ist auch die von Wolfgang Bittner verbreitete Hoffnung —, dass diese positiven Elemente so viel Kraft und Energie haben mögen, alle angehäuften und immer weiter forcierten Bedrohlichkeiten zu stoppen und endlich aus der Welt zu schaffen. Ich wünsche mir das nicht nur für unsere Kinder und Enkelkinder, sondern für alle Menschen auf dieser Welt, die unweigerlich die wehrlosen, von den machtgierigen Kriegstreibern gewissenlos einkalkulierten Opfer sein werden. Möge Wolfgang Bittners Buch nicht nur viele Leser finden, sondern sein darin enthaltener Appell auch die notwendigen Aktionen auslösen, damit die Hoffnung nicht sterben muss.


Wolfgang Bittner: „Niemand soll hungern, ohne zu frieren — So wie es ist, kann und wird es nicht bleiben“, Verlag zeitgeist, Höhr-Grenzhausen, 2024, Klappenbroschur, 280 Seiten mit 25 Abbildungen

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